Ob der Traum von den eigenen vier Wänden in Erfüllung geht hängt maßgeblich von den Bauzinsen ab. In den letzten Jahren gab es etliche Höhen und Tiefen. Zeitweise hatten Häuslebauer die Möglichkeit, ihr Vorhaben besonders günstig zu verwirklichen, mal standen dem sehr hohe Zinkosten entgegen. Doch wie ist die Situation aktuell, im Sommer 2025? Wir haben sie uns angeschaut.
Zinsentwicklung der letzten Jahre
Anfang des Jahres 2022 startete eine markante Zinswende: Von historisch niedrigen Werten um 1 % bei zehnjähriger Zinsfestschreibung eines Baukredits stiegen die Zinsen auf über 4 % bis zur Mitte des Jahres 2022. In den Jahren 2023 und 2024 pendelten die Bauzinsen dann jeweils zwischen 3 % und 4 %, mit spürbaren Rücksetzern zu Ende des Jahres 2024. Gefolgt wurde diese Entwicklung von einem erneuten Anstieg ab Anfang 2025.
Interessant zu wissen: Langfristig betrachtet – etwa seit den 1980er-/1990er-Jahren mit Zinsen von mehr als 10(!) % – sind die heutigen Werte im Vergleich moderat. Betrachtet man allerdings nur die letzten zehn Jahre, sind sie deutlich gestiegen.
Das sind die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Bauzinsen:
- Leitzins der EZB: Er gibt die Richtung für kurzfristige Zinsen vor und beeinflusst damit auch die langfristige Zinsentwicklung.
- Inflation: Eine hohe Inflation führt zu steigenden Zinsen, da die Zentralbank entsprechend gegensteuern muss.
- Kapitalmarktzinsen (z. B. Bundesanleihen): Besonders die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe wirkt sich direkt auf Bauzinsen aus.
- Konjunkturlage: Eine starke Wirtschaft begünstigt erfahrungsgemäß steigende Zinsen, eine schwache senkt sie.
Prognose: Wie entwickeln sich die Zinsen weiter?
Experten gehen davon aus, dass die Zinsen in den nächsten Monaten relativ stabil bleiben. Bis Ende des Jahres 2025 können sie evtl. noch leicht ansteigen, große Sprünge werden jedoch nicht erwartet. Für das Jahre 2026 sind noch keine belastbaren Prognosen möglich, für einen nennenswerten Rückgang des Zinsniveaus existieren laut Experten allerdings keine Anzeichen.
Tipps zur Baufinanzierung in Zeiten schwankender Zinsen
Gerade in Zeiten schwankender Zinsen bei einer Baufinanzierung ist cleveres Vorgehen erforderlich, um ein möglichst günstiges Darlehen zu erhalten. Wir haben im Folgenden einige universell anwendbare Tipps zusammengestellt.
Vergleichen und Handeln
Holen Sie stets Angebote bei mehreren verschiedenen Kreditinstituten und Kapitalgebern ein. Nehmen Sie niemals das günstigste Angebot an, nur weil man Sie zu einem Abschluss drängt oder es bequem ist, die Finanzierung sofort an Ort und Stelle festzumachen.
Merke: Mit Banken lässt sich der Regel immer verhandeln – insbesondere falls Sie dort bereits langjähriger Kunde sind und man Sie deshalb nicht verlieren möchte.
Sondertilgungen einplanen
Halten Sie sich immer die Möglichkeit offen, bei einem unerwarteten Geldsegen (zum Beispiel Erbschaft, Gehaltserhöhung etc.) Sondertilgungen vornehmen zu können. So können Sie größere Kreditsummen auf einem Schlag zurückzahlen, die Laufzeit eines Darlehens verkürzen und Zinskosten einsparen.
Hohe Anfangstilgung
Erhebliche Zinsbeträge können eingespart werden, wenn Sie die Anfangstilgung so weit wie möglich erhöhen. Üblicherweise beträgt der Tilgungssatz hierbei ein Prozent des anfänglichen Darlehens. Sofern Sie es finanziell stemmen können, sollten Sie besser eine Tilgung von zwei Prozent wählen. Dadurch sparen Sie enorme Zinskosten ein und sind deutlich schneller schuldenfrei.
Forward-Darlehen nutzen
Ein Forward-Darlehen ist ein Kredit, der bereits deutlich vor der Inanspruchnahme abgeschlossen wird. Ziel des Ganzen ist es, sich in Zeiten günstiger Zinssätze diese bereits im Voraus zusichern. Diese Darlehensform eignet sich für Immobilienfinanzierungen, deren Zinsbindung in den nächsten Jahren ausläuft.
Stehen die Zinsen bei starken Schwankungen momentan vergleichsweise günstig, können Sie sich durch den Abschluss eines Forward-Darlehens diese Zinsen bereits jetzt für eine Anschlussfinanzierung sichern.
Alternative Finanzierungsmodelle im Vergleich
Neben dem klassischen Annuitätendarlehen und dem beschriebenen Forward-Darlehen gibt es weitere Finanzierungsmodelle. Drei dieser Alternativen stellen wir nachfolgend vor:
Bausparen
Das altbekannte Bausparen eignet sich insbesondere für junge Menschen und Familien, die noch genug Zeit haben, bis sie ins eigene Haus einziehen möchten. Die Vorlaufzeit beträgt in der Regel sieben Jahre. Bausparverträge werden vom Staat unter bestimmten Voraussetzungen gefördert.
Kombi-Darlehen
Das Kombi-Darlehen wird im Bereich der Hausfinanzierungen immer beliebter. Durch die Aufsplittung des Gesamtdarlehensbetrages in mehrere, unterschiedlich finanzierbare Einzeldarlehen lassen sich auch Zeiten ungünstiger Zinssätze sehr gut überbrücken.
Dies lässt sich erreichen, indem beispielsweise der gesamte Kreditbetrag in ein langfristiges Annuitätendarlehen mit entsprechender Zinsbindung und einen variabel verzinsten Kredit aufgeteilt wird.
Mietkauf
Beim sogenannten Mietkauf zieht der Käufer zunächst als Mieter in das Objekt ein und lässt einen Teil der monatlichen Mietzahlung auf den späteren Kaufpreis anrechnen. Dieses Modell eignet sich insbesondere für Personen, die aktuell noch nicht über ausreichendes Eigenkapital oder eine Finanzierungszusage verfügen, dennoch Eigentum erwerben möchten. Die Gesamtkosten liegen hier allerdings meist höher als beim direkten Kauf.
Fazit
Aktuell liegen die Bauzinsen recht hoch, was es Interessenten erschwert, ihren Traum vom Hausbau oder Hauskauf zu verwirklichen. Mit einer cleveren Vorgehensweise und/oder alternativen Finanzierungsmodellen kann es trotzdem gelingen. Zudem sollte die Zinsentwicklung immer im Auge behalten werden, um den günstigsten Zeitpunkt nutzen zu können.
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