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Terrasse – Balkon: Der Unterschied erklärt

Balkon vor einer Terasse

Es gibt Teile eines Gebäudes beziehungsweise eines Hauses, die eine hervorgehobene Funktion haben, da sie sich – mehr oder weniger – außerhalb der eigentlichen Wohnung wie eine Art von Sonderzone an dieselbe anschmiegen.

Kein Wunder, dass diese Orte in der Folge auch Tätigkeiten außerhalb der Arbeitsroutine dienen: sich sonnen, Wäsche trocknen, in der Sonne Kaffee trinken, grillen, lesen, schlafen und vieles mehr. Dabei sind die Bezeichnungen für diese Orte zwar definiert, doch verändern sie sich mit der Zeit im Gefolge einer Veränderung des Sprachgebrauchs, wie wir später am Beispiel einer sogenannten Dachterrasse sehen werden.

Die Worte Balkon und Terrasse bezeichnen nun durchaus verschiedene Dinge. Um einen flüssigen Einstieg in die Thematik zu bekommen, beginnen wir mit dem Balkon und tasten uns von dort zur Terrasse weiter.

Terrasse – Balkon Unterschied: Was ist ein Balkon?

Bei einem Balkon handelt sich um den Teil einer Wohnung, der aus dem Gebäude heraussteht und somit dessen Grundriss in die Luft hinein überragt. Ein Balkon kann einfach nach außen stehen oder durch Verstrebungen an der Unterseite mit der Außenwand des Hauses verbunden, das heißt, abgestützt sein. Ein Balkon hat immer eine Abgrenzung nach außen, ein Geländer, eine Art von Umzäunung, um die Menschen auf ihm zu beschützen.

Balkonvarianten: Loggia, Altan oder Söller

Sind all diese Kriterien außer einem einzigen – nämlich dem Abstehen nach außen hin – erfüllt, wirkt also ein solcher vermeintlicher Balkon so, als habe ihn eine große Hand nach innen, in das Gebäude hinein geschoben. Auf diese Weise wird der Grundriss des Gebäudes nicht mehr überragt und das Ganze nähert sich vom Anblick her einem großen balkonartig genutzten Loch in der Außenwand. So spricht man von einer Loggia. Eine Loggia steht nicht mehr in die Luft hinein ab.

Ist ein Balkon hingegen durch Säulen oder einen Säulengang bis zum Boden hinunter oder vielmehr vom Boden her abgestützt, so lautet die korrekte Bezeichnung Altan oder Söller. In diesem Sinne ist ein Aufenthaltsplatz auf dem Dach oder auf einer Zwischenetage auch ein Altan beziehungsweise Söller, nicht eine Terrasse.

Was ist eine Terrasse?

Von einer Terrasse spricht man, wenn die Plattform, auf der man sich aufhält, auf dem Boden aufliegt und vor dem Gebäude, direkt daran angrenzend zu finden ist. Ist eine solche Terrasse durch ein zaunartiges Geländer nach außen hin abgegrenzt und überdacht, wird sie mit einem aus Indien (Bengalen) kommenden Wort als Veranda bezeichnet. Eine Veranda ist damit eine Art von Spezialform der Terrasse und hat immer noch eine gewisse Exotik an sich.

Siehe auch  Zebragras Wurzelsperre

Es gibt keine Dachterrasse

Wer aber von einer Dachterrasse spricht, der verwendet ein falsches Wort, denn das, was zwar in zunehmendem Ausmaß so bezeichnet wird, ist – der zuvor gelieferten Definition  gemäß – ein Altan oder ein Söller. Wenn jedoch die überwiegende Mehrheit ein falsches Wort verwendet, wird das Falsche richtig und die DUDEN-Redaktion zieht in ihrer Definitionsmacht über die deutsche Sprache nach.

Irgendwann also kann Kaffee und Kuchen durchaus auch auf einer Dachterrasse eingenommen werden. Im Augenblick jedoch noch nicht. Es ähnelt ein wenig dem Umstand, dass wir Wasser aus einem Wasserhahn holen, obgleich dieser Hahn nicht Kikeriki ruft. Der DUDEN bestätigt es. Die ersten Rohre aus der Wand, aus denen Wasser floss, hießen sicherlich noch nicht so.

Balkon und Terrasse: Unterschied – Andersherum erklärt

Balkon am Haus

Der Unterschied zwischen Balkon und Terrasse lässt sich genauso gut andersherum beschreiben.

  • Begonnen bei der Veranda, die überdacht und durch ein Geländer abgegrenzt ans Haus angeschmiegt ebenerdig einen Platz zum Verweilen bereithält.
  • Wird das Dach und das Geländer entfernt, so entsteht eine reine Terrasse.
  • Wird diese Veranda ohne Dach nach oben geschoben, entsteht ein Altan oder Söller.
  • Werden im Anschluss daran die Säulen entfernt, so dass das Ganze frei ans Gebäude angefügt beinahe zu schweben scheint oder von Befestigungen getragen wird – die an der Unterseite mit der Außenmauer des Gebäudes verbunden sind – so wird dies als Balkon bezeichnet.

Zieht sich dieser Balkon so sehr nach innen, dass er zur Gänze in das Gebäude hinein entschwindet und doch offenbleibt, an der frischen Luft, und sich im Grunde von seiner Funktion her wie ein Balkon verhält, haben wir eine Loggia vor uns.

Siehe auch  Rasenabtrennung

Ist eine solche Unterscheidung überhaupt wichtig?

Wozu all diese Haarspalterei? Doch ist es tatsächlich wichtig zu wissen, was der Unterschied zwischen einem Balkon und einer Terrasse ist. Schließlich berührt ein solcher Unterschied handfeste Angelegenheiten wie den Verkauf von Möbeln.

Für eine Terrasse sind ganz andere Möbel gefragt als für einen Balkon. Wer etwas kauft oder verkauft, der muss genau wissen, was denn diese Ware nun genau ist, angepasst an die jeweils spezifischen Anforderungen. Ein Tisch für eine Terrasse kann zum Beispiel sehr schwer sein. Dahingegen sollte man beim Kauf von Möbeln für einen Balkon im Hinterkopf behalten, dass Balkone nur ein gewisses Gewicht aushalten.

Der Balkon ist kleiner als die Terrasse

Auch ist auf einem Balkon wesentlich weniger Platz als auf einer Terrasse zu finden. Das hat wiederum einen direkten Einfluss auf die Größe von Möbeln. Ist der Balkon zudem noch im Süden Europas zu finden, in (oder: an) einem traditionellen spanischen Haus etwa, so ist er nur einen Meter breit und die Frage von Möbeln erübrigt sich von vorneherein.

Architektur

Ein anderes Thema ist die Architektur. Wer ein Haus baut, der muss genau wissen, wie die einzelnen Gebäudeteile heißen. Bauherr und Architekt müssen bei der Vertragsschließung exakt übereinkommen, welche Teile an einem Gebäude verwirklicht werden sollen und welche nicht. Architekturterminologie ist auf vernünftige Weise zweckgebunden. Mit ein wenig Geduld könnte es vielleicht bald auch Dachterrassen geben.

verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater. Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).